Neue Ideen dank des morphologischen Kastens

Ob für ein neues Produkt oder ein verblüffendes Direct Mailing: Innovative Unternehmen brauchen immer wieder ungewöhnliche Ideen für innovative Lösunden. Hier hilft der morphologische Kasten. Die Kreativitätstechnik inspiriert dazu, Materialien, Formen, Farben oder auch Inhalte überraschend miteinander zu kombinieren.

Wer hat's erfunden? Ein Schweizer! Als Vater des morphologischen Kastens gilt der Astrophysiker Fritz Zwicky (1898–1974). Deshalb ist die Methode auch als «Zwicky-Box» bekannt. Die Idee dahinter: Nur wenn Bestehendes zuerst in seine Einzelteile zerlegt wird, kann daraus etwas wirklich Innovatives und Überraschendes entstehen.

Beim morphologischen Kasten unterteilt daher eine Einzelperson oder noch besser ein Team ein komplexes Problem in einzelne Parameter und Ausprägungen, um sie anschliessend neu zu kombinieren. Indem alle denkbaren Möglichkeiten systematisch aufgelistet werden, lässt sich der volle Umfang der Aufgabe gut überblicken. Beim Verbinden zu neuen Lösungen soll es keine gedanklichen Barrieren geben. Jede noch so unkonventionelle Idee ist erlaubt und sogar explizit erwünscht.

Der Workshop für einen morphologischen Kasten dauert in der Regel zwischen 30 und 120 Minuten. Wenn ein ganzes Team die Kreativitätstechnik anwendet, empfiehlt es sich, einen Moderator zu bestimmen.

Die sechs Schritte für einen morphologischen Kasten

Schritt 1: Formulieren Sie Ihr Problem und Ihr Ziel schriftlich und für alle Teilnehmenden gut sichtbar. Der Moderator erinnert zwischendurch an das Problem und an das Ziel des morphologischen Kastens. So kann das Team überprüfen, ob es noch auf Zielkurs ist.

Beispiel: Ein Möbelunternehmen hat durch eine Befragung erfahren, dass die Kunden seine Tische als altbacken beurteilen. Deshalb will es nun Ideen für innovative, verblüffende Tische kreieren, die in der Möbelbranche für Aufsehen sorgen.

Schritt 2: Zerlegen Sie die Aufgabe oder das Problem in voneinander unabhängige Parameter. Wenn Sie mit der Methode Ideen für ein neues Produkt entwickeln, notieren Sie dessen Eigenschaften.

Beispiel: Bei Tischen gehören zu den wichtigsten Parametern die Form, die Höhe, das Material und die Anzahl Beine.

Schritt 3: Notieren Sie verschiedene Ausprägungen pro Parameter in einer Tabelle. Sie können etwa mit Zahlen, Wörtern, Halbsätzen, Zeichnungen, Symbolen oder Bildern aus Zeitschriften arbeiten.

Beispiel: Das Team des Möbelunternehmens erstellt einen morphologischen Kasten mit folgenden Ausprägungen der vier Parameter eines Tisches:

Schritt 4: Kombinieren Sie die Elemente der «Zwicky-Box» auf spielerische Weise zu denkbaren Lösungen. Bei diesem Schritt der Methode von Fritz Zwicky suchen Sie bewusst nach verblüffenden, neuen Kombinationen. Da sich schon bei wenigen Parametern unzählige Kombinationsmöglichkeiten ergeben, brauchen Sie nicht alle zu notieren.

Beispiel: Für einen innovativen Tisch bildet das Team unter anderem folgende Kombination: Nierenförmig – 120 cm – Holz – 0 Beine.

Schritt 5: Denken Sie sich auf Basis der Kombinationen kreative Lösungen zum gegebenen Problem aus. Versuchen Sie, diese Ideenrohlinge in Form von Scribbles greifbar zu machen und weiterzuentwickeln.

Beispiel: Eine Mitarbeiterin des Möbelunternehmens kommt auf die Idee, die Nierentische der 1950er-Jahre neu zu interpretieren. Auf ihren Scribbles sind Form und Holz des innovativen Tisches daher im Retrostil gehalten. Gleichzeitig soll der Tisch ohne Beine konzipiert und dazu mit modernem, transparentem Material von der Decke heruntergehängt werden.

Schritt 6: Inzwischen haben Sie dank des morphologischen Kastens einen Pool an Ideen erstellt. Besprechen und bewerten Sie die Vorschläge nun im Team. Wählen Sie einzelne Ideen aus, die Sie weiterverfolgen wollen.

Beispiel: Der schwebende Nierentisch als Lösung hat das Team begeistert. Die Idee erhält bei der Bewertung am meisten Punkte. Daraufhin kreiert die Designabteilung erste Prototypen.