Wie digitales Bezahlen das Spendenverhalten verändert Mit digitalen Zahlungslösungen steigern NPO das Spendenvolumen
Die Ampeln stehen auf Grün für digitales und mobiles Bezahlen. Vor allem das Smartphone hat die Art verändert, wie Menschen bezahlen. Sie können nun für jede Zahlung schnell und einfach jene Lösung wählen, die situativ gerade am besten passt. Das ist spätestens seit Corona auch für gemeinnützige Organisationen relevant.
Die Schweiz galt lange als typisches Bargeldland. Doch die digitalen Zahlungsmittel gewinnen rasant an Bedeutung. Laut dem Swiss Payment Monitor 2/2021 der ZHAW und der Universität St. Gallen machen Bargeldzahlungen im Jahr 2021 nur noch knapp 30 Prozent der Transaktionen aus. Somit ist Bargeld erstmals nicht mehr das meistgenutzte Zahlungsmittel der Schweiz. Abgelöst wird es gemäss den Informationen des Swiss Payment Monitors von der Debitkarte. Mehr als jede dritte Zahlung (34%) erfolgt inzwischen damit.
Diesen Trend bestätigt eine repräsentative Befragung von YouGov im Auftrag des IT-Beraters BearingPoint. Demnach nahm in der Schweiz die Nutzung von Bargeld allein von 2020 bis 2021 um 10% ab, die kontaktlose Zahlung per Debitkarte jedoch um 24% zu.
Digitales Bezahlen
Unter dem digitalen Bezahlen lassen sich alle Zahlungen zusammenfassen, die nicht mit Bargeld oder einem anderen physischen Zahlungsmittel wie etwa einem Scheck erfolgen. Zu den digitalen Zahlungsmitteln zählen etwa Debitkarten, Kreditkarten und Prepaid-Karten sowie alle Methoden für Zahlungen und Überweisungen übers Internet.
Mobiles Bezahlen
Das mobile Bezahlen ist eine Art des digitalen Bezahlens. Der Swiss Payment Monitor definiert mobiles Bezahlen als «Bezahlvorgänge, die mit respektive auf einem mobilen Gerät wie beispielsweise dem Smartphone, dem Tablet oder der Smartwatch ausgelöst werden». Viele händlerspezifische Apps umfassen heute eine integrierte Funktion für mobiles Bezahlen, zum Beispiel die App der SBB für den Kauf von Zugtickets.
Bezahlen mit dem Smartphone legt zu
Ein starkes Wachstum verzeichnet gemäss dem Swiss Payment Monitor neben dem digitalen Bezahlen per Debitkarte auch das mobile Bezahlen. Die Anzahl Transaktionen per Smartphone oder Tablet hat sich laut der Studie innerhalb eines Jahres verdoppelt und liegt mittlerweile bei über 11 Prozent. Die Unterschiede zwischen Altersgruppen und Geschlechtern hat der Visa Mobile Payment Monitor 2020 untersucht. Demnach bezahlt bei den 18- bis 45-Jährigen in Deutschland bereits jede vierte Person mobil. Bei den über 60-Jährigen bezahlen nur 6% mit dem Smartphone. Überraschend deutlich fällt der Unterschied zwischen den Geschlechtern aus: Während 22% der Männer mobil bezahlen, sind es bisher erst 9% der Frauen, wobei sich dieser Wert innerhalb von zwei Jahren verdreifacht hat.
TWINT auf dem Vormarsch, Google Pay noch nicht
Eine besonders beliebte Mobile-Payment-Lösung in der Schweiz ist TWINT. Gemäss der Studie von YouGov stieg die Nutzung dieser App innert Jahresfrist von 27% auf 45%. Nur wenige Kundinnen und Kunden bezahlen mit Apps anderer Anbieter wie Apple Pay (5%), Google Pay (3%) oder Payback Pay (1%). Allerdings fällt auf, dass die App von Apple Pay bei der jungen Generation rasch beliebter wird. Von den 18- bis 24-Jährigen in der Schweiz bezahlen inzwischen 12% damit.
Die Bedeutung des mobilen Bezahlens variiert derzeit stark je nach Zweck. Im E-Commerce entfallen gemäss dem neusten Swiss Payment Monitor bereits 42% der Transaktionen auf mobiles Bezahlen, gefolgt von Rechnung (26%) und Kreditkarte (14%). In physischen Geschäften hingegen verzichten viele Konsumierende noch auf das Bezahlen mit dem Smartphone, setzen eher auf Debitkarte und Kreditkarte. Hier macht mobiles Bezahlen erst 7% der Transaktionen aus. Der Anteil nimmt jedoch rasch zu.
Corona verändert Zahlungsverhalten
Der Trend weg vom Bargeld zeichnet sich nicht erst seit der Coronakrise ab. Doch mit der Pandemie hat er zusätzlich Schub erhalten. Denn seither werden auch kleinere Beträge vermehrt bargeldlos bezahlt. Wie stark sich das Zahlungsverhalten von Kundinnen und Kunden durch Corona verändert hat, hängt laut dem Swiss Payment Monitor von soziodemografischen Faktoren ab. So fielen die Veränderungen bei den über 60-Jährigen signifikant geringer aus als bei den übrigen Altersgruppen. Frauen reduzierten die Menge Bargeld im Portemonnaie während der Pandemie stärker als Männer. Zudem gaben die Befragten aus der französischsprachigen Schweiz im Vergleich zu den Menschen aus der Deutschschweiz signifikant häufiger an, seit Corona mehr kontaktlos mit Debitkarte oder Kreditkarte zu bezahlen.
Mailings als Auslöser für Spenden
Die empirischen Daten und Informationen zum veränderten Zahlungsverhalten sind auch für gemeinnützige Organisationen relevant. Bei ihnen stellen sich nun zwei Fragen: Welche Auslöser sorgen künftig dafür, dass möglichst viele Personen spenden? Und wie wollen diese ihre Spende bezahlen?
Die Antwort auf die erste Frage ist klar: Eine besonders starke Wirkung beim Fundraising erzielen physische Mailings. Gemäss dem Spendenreport Schweiz 2020 von Swissfundraising und der Stiftung Zewo war der Spendenbrief 2020 abgesehen von Mitgliedschaften und Gönnerschaften der wichtigste Auslöser, warum Leute spendeten. 57% der Spenderinnen und Spender tätigten eine Spende, weil sie einen adressierten Brief erhielten. Da konnten Spendenaufrufe über die sozialen Medien (10%), per Internetwerbung (7%) oder per E-Mail (6%) bei der Wirkung nicht annähernd mithalten.
Zum gleichen Ergebnis kommt eine neue Touchpoint-Analyse der intervista AG im Auftrag der Schweizerischen Post. Die Studie untersuchte, welche Touchpoints die Aufmerksamkeit der Spenderinnen und Spender erregten, welche dazu dienten, sich über eine NPO zu informieren und welche letztlich eine Spende auslösten. Über die gesamte Donor Journey gesehen schwingt der adressierte Brief obenaus, gefolgt vom Mitgliedermagazin und von Gesprächen in der Familie.
Auch wenn physische Kanäle weiterhin die meisten Zuwendungen an wohltätige Organisationen auslösen: Bezahlt werden immer mehr Spenden digital – oft schon mobil. Wie stark das Spenden per Smartphone und Tablet zulegt, zeigt die Online Donation Study 2019/2020 der Digital-Fundraising-Spezialisten RaiseNow und Altruja. So stieg etwa die Zahl der Spenden mit der App TWINT 2020 gegenüber 2019 um satte 257%. Damit hat sich TWINT bei den Schweizer Spenderinnen und Spendern schnell zur beliebtesten digitalen Bezahlmethode entwickelt. Sie kommt besonders bei kleineren Beiträgen zum Einsatz. Für grössere Spenden ist die Kreditkarte die bevorzugte Wahl, gefolgt vom Einzahlungsschein. Allerdings befindet sich die App von TWINT auch hier auf dem Vormarsch.
Welche Erkenntnisse ergeben sich daraus für die NPO? Auf den Trend hin zum digitalen und zum mobilen Bezahlen sollten wohltätige Organisationen Rücksicht nehmen, ohne auf die starke Wirkung von physischen Mailings zu verzichten. Denn in Spendenbriefe lässt sich leicht der Zugang zu einer digitalen Zahlungslösung integrieren. So können die Spenderinnen und Spender ihre bevorzugte Zahlungsmethode auswählen, wenn sie spenden.